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„Und wie viel verdient man dann so als Bürgermeisterin?“, Roberts Interesse am Amt des Bürgermeisters ist geweckt. Natürlich muss der Schüler der Sekundarschule Muldenstein da auch die Verdienstaussichten prüfen. Erfahrung würde er mitbringen.

Seit Beginn des Jahres ist er stellvertretender Bürgermeister in der virtuellen Gemeinde Muldcraft. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der „Minecraft-AG“ plant und baut er im namensgebenden Computerspiel an „seiner“ Stadt auf dem Projektserver von Jugend im Land 3.0.

Da auch eine digitale Gemeinschaft rasch auf Probleme und Herausforderungen stößt, die mit denen von Kommunen in der realen Welt vergleichbar sind, suchten die Schüler Rat und Unterstützung bei Petra Döring, Bürgermeisterin der Gemeinde Muldestausee. Beeindruckt von der regen Bautätigkeit muss sie schmunzeln, als Hochhäuser und ein Flughafen gezeigt werden.

„Vergleichbares wäre hier nicht umsetzbar“, erklärt sie, „und da reden wir noch nicht mal vom Geld“. Dann werden Flächennutzungs- und Bebauungspläne ausgerollt, erläutert, hinterfragt. „Stimmt so ein Wolkenkratzer mitten im Dorf sieht seltsam aus“, fasst Justin den Sinn und Zweck guter Planung zusammen.

„Flughafen und Wolkenkratzer symbolisieren den Wunsch der jungen Menschen nach Mobilität und Modernität“, erklärt Stephan Meurer, Mitarbeiter im Jugendclub ´83 und Verantwortlicher der „Minecraft-AG“. Wir wollen über die virtuelle und spielerische Planung reale Herausforderungen sichtbar machen. Gleichzeitig motiviere man damit die jungen Menschen sich für ihre Heimat zu interessieren.

Daher wurden mit der Bürgermeisterin weitere Themen angesprochen: Warum steht in Muldenstein schon länger ein abgebranntes Haus, ohne dass etwas passiert? Kann die Bürgermeisterin mehr Busse fahren lassen, damit man den Kumpel in Rösa besuchen kann? Wie lange ist man Bürgermeister? Natürlich wurde auch der digitale Entwurf für einen möglichen Jugendtreff in der Gemeinde vorgestellt. Im Gegensatz zu den Bussen, für die der Landkreis zuständig ist, hat hier die Gemeinde durchaus Möglichkeiten der Einflussnahme.

Also höchste Zeit selbst aktiv zu werden: 21 Jahre alt sein und den Schulabschluss in der Tasche haben, schon ist man direkt wählbar. „Rein formal reicht das aus, um sich zu bewerben“, bestätigt Frau Döring. „Ob man damit beim Wähler überzeugen kann, wage ich zu bezweifeln.“

„Die direkten Einblicke in kommunalpolitische Abläufe sind für junge Menschen sehr wichtig“, weiß Katja Siebert, die als Schulsozialarbeiterin des Jugendclub ´83 e.V. das Projekt begleitet. „Wir wollen die Schüler motivieren, sich für ihre Ideen zu engagieren.

Dabei sei der Dialog mit Politik und Verwaltung ein wesentliches Element. „Das Treffen der Bürgermeisterin von Muldenstein mit dem stellvertretenden Bürgermeister und seinem Team von Muldcraft, also ein Gespräch auf Augenhöhe, ist eine gute Form“, betont Siebert und freut sich auf weitere Gespräche.