„In Bitterfeld lebten bis zum Beginn des 2. Weltkrieges viele Menschen jüdischen Glaubens und prägten das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Chemieindustriestadt“, weiß Diana Schmidt, Mitarbeiterin des Kreismuseums Bitterfeld. Die Geschichte und Geschichten, beispielswiese von jüdischen Chemikern, die neben evangelischen oder katholischen Forschern in den elektro-chemischen Fabriken arbeiteten, soll künftig erforscht und jugendgemäß dokumentiert werden. Gefördert über das Leo Baeck Programm der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ können sich Jugendliche mit der Industrie- und Heimatgeschichte auseinandersetzen.

„Mit dieser praktischen Form der politischen Bildung für junge Menschen werden weltgeschichtliche Prozesse im "Kleinen", hier am Beispiel der eigenen Heimatstadt nachvollziehbar“, erklärt Cornelia Geißler das Konzept. Die Leiterin des Wolfener Jugendclubs ´83 e.V. und Koordinatorin der lokalen Koordination „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SoR – SmC) versteht die individuelle Entdeckung der Geschichte als eine Möglichkeit, sich selbst als ein Teil der Geschichte zu erfahren und zu erleben.

Die praktische Arbeit und die Übernahme von Verantwortung für das Projekt, die Gruppe und die Belastbarkeit der recherierten und veröffentlichten Geschichten bedeutet für die Jugendlichen auch demokratische Teilhabe zu erlernen und umzusetzen.

„Neben den bereits aktiven Schülerinnen und Schülern des Europagymnasiums Walther Rathenau und des Heinrich-Heine Gymnasiums sind interessierte Jugendliche eingeladen, Geschichte zu erleben“, wirbt Schmidt weitere Mitmachende. Jeden zweiten Freitag, ab 14:00 Uhr trifft sich die Jugendgruppe. „Eine Anmeldung ist erwünscht“, ergänzt Geißler und hofft auf viele neue Aktive mit eigenen Ideen.

Seit Anfang September wurden außer der historischen Forschung ein Planspiel zum Thema „Juden in Bitterfeld im 19. Jahrhundert“ umgesetzt und die Synagoge Gröbzig besucht. „In dem jüdischen Museum in Gröbzig wurde das Thema Ausgrenzung und Verfolgung mittels einer kreativen Interaktion bearbeitet“, berichtet Geißler. Das Kennen lernen jüdischer Traditionen und das Probieren jüdischer Speisen machte deutlich, welch kulturelle Vielfalt durch die Vertreibung jüdischer Bürger von 1933 bis 1945 verloren gegangen ist. Eine gelebte Erinnerungskultur kann helfen, dass sich Menschen unterschiedlicher kulturelle oder sozialer Herkunft füreinander interessieren und sich miteinander engagieren, sind sich die Projektbeteiligten sicher. Gleichzeitig sei das Projekt ein weiterer Baustein für die „Stadt mit Courage“ – Bitterfeld-Wolfen.

Kontakt:

lokale Koordination  „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg
c/o Jugendclub ´83 e.V.
Kirchstr. 15
06747 Bitterfeld-Wolfen
Frau Cornelia Geißler, Leiterin
Herr Alexander Stärk, (Projektmitarbeiter LEO)
Tel.: 03493 / 8276000
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Kontaktpersonen im Kreismuseum:
Uwe Holz, Museumsleiter;
Diana Schmidt, Öffentlichkeitsarbeit (Projektbetreuerin LEO)
Tel.: 03493/ 401113
Fax: 03493/ 401114
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!